Kommentare zu "Beitragen Statt Tauschen"

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Version vom 8. April 2010, 10:39 Uhr von Michael Klotsche (Diskussion | Beiträge)

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Kommentar: Michael Klotsche

Das Buch "Beitragen statt Tauschen" von Christian Siefkes befasst sich mit den Möglichkeiten, wie die Prinzipien der Peer Ökonomie, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammen, auf andere Bereiche des Lebens angewendet werden können. Dieses Buch eröffnet eine neue gedankliche Dimension, indem es sich über die gedankliche Ebene erhebt, in der sich die Ideen von Kapitalismus und Sozialismus um sich selbst drehen.

Das Prinzip "Leistung und Gegenleistung" ist in der Peer Ökonomie nicht entscheidend. Die Peer Ökonomie beschäftigt sich vielmehr mit der Erschaffung von eigenen, physikalisch vorhandenen Ressourcen. Die Akteure warten nicht mehr auf andere die zuerst Vorleistung erbringen. Die Akteure der Peer Ökonomie warten auch nicht, bis sie dafür bezahlt werden, etwas zu tun. Das was getan werden muss, um Lebensgrundlagen zu erschaffen wird einfach getan. Überschüsse werden einfach verschenkt und Geschenke anderer Akteure werden ohne Gewissensbisse angenommen. In dieser Ressourcenbasierten Wirtschaftsform der Peer Ökomonie wird Wettbewerb zum Nachteil, Kooperation dagegen zum Vorteil.

Dem Modell der Mehrheitsentscheidungen, das vielerorts als die beste Form der Demokratie gesehen wird, wird in diesem Buch das Modell des Konsens gegenübergestellt. Das Modell des Konsens führt wiederum zu völlig neuen basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen, in denen die Meinung des einzelnen mehr zählen kann als die Meinung der Mehrheit, in der sich Hierarchien auflösen und gleichzeitig effektive, vertrauensbasierte Entscheidungsstrukturen entstehen und in der verstärkt sachorientiert entschieden wird. Reputation ist hier entscheidend, nicht Status.

Das Buch beschäftigt sich auch zu einem wesentlichen Teil mit der Verteilung von knappen Ressourcen und schlägt hier ein unter Umständen zentrales Verteilungssystem als Lösung vor, das meiner Ansicht die Gefahr der Korruption birgt, aber in manchen Fällen durchaus sinnvoll sein kann. Führt man die Gedanken von Cristian Siefkes aber weiter und verknüpft diese mit dem Konzept der Ökoeffektivität, so entsteht eine weitere Möglichkeit, die die Knappheit von Ressourcen aufhebt. Ameisen zum Beispiel nutzen die Ressourcen dieser Erde auch, entsprechen von ihrer Biomasse her ca. 30 Milliarden Menschen, sind meist keine Vegetarier und - sie sind nicht zu viele. Die Nutzung der Ressourcen durch Ameisen ist nützlich für die genutzten Ressourcen.

Aus meiner praktischen Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass die in diesem Buch beschriebenen Konzepte ausgezeichnet funktionieren und zu äußerst effektiven Projekten führen. Die Prinzipien der Peer Ökonomie ermächtigen, richtig angewendet, den einzelnen auch seine Ansprüche gegenüber großen Firmen durchzusetzen, denn Peer Projekte machen faire Kooperation zu einem Vorteil. Allerdings müssen die in dem Buch von Cristian Siefkes vorgestellten Gedanken in der Praxis verfeinert werden und diese Aufgabe muss von jedem selbst gelöst und publiziert werden.

Meiner Ansicht nach sollte dieses Buch neben der Werken wie Kant, Goethe und anderen in den Schulen gelesen, diskutiert und in praktischen Projekten erprobt werden, damit diese Ideen zu einem lebendigen Bestandteil unserer Gesellschaft werden und sich entwickeln können. Freiheit, und vor allem Angstfreiheit, sind heutzutage wichtiger denn je, denn die gesellschaftliche Tendenz gehen leider stark in Richtung Unfreiheit, Überwachung und totalitäre Strukturen. In letzter Konsequenz sind die in diesem Buch vorgestellten Methoden Möglichkeiten, das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und durch Selbstermächtigung wieder etwas mehr Freiheit zu erlangen.