Widerstand

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Wer sich wehrt, braucht für den Spott nicht zu sorgen
Der Anlass, warum ich diesen Text schreibe ist, dass ich vor einigen Tagen ausgelacht wurde, weil ich in einem Gespräch eine Möglichkeit erwähnt habe, mich gegen ein völlig schwachsinniges Gesetz zur Wehr zu setzen. Mir wurde vorgeworfen, dass ich zwar immer viel von Widerstand spreche, aber vor einigen Jahren gegenüber dem Arbeitsamt dennoch klein beigegeben hatte. Dieser Vorwurf tat im ersten Augenblick ziemlich weh. Der Schmerz hat mir gezeigt, dass die meisten Menschen überhaupt keine Ahnung haben was Widerstand eigentlich ist. Ich habe weiterhin erkannt, dass das Unwissen gegenüber dem Widerstand bei mir sehr tief im Unterbewusstsein verankert ist, denn ansonsten hätte mir diese unsinnige Aussage nicht weh getan. So wie mir geht es wahrscheinlich den meisten Menschen.


Was ist Widerstand?
Ich möchte eines von vornherein klarstellen: Widerstand heißt NICHT ein Nagelbrett, ein paar Molotov-Coctails, eine Fackel und eine Mistgabel mit sich zu führen, schreiend auf die Straße zu rennen und marodierend durch die Gegend zu ziehen nur um andere Menschen zu etwas zu zwingen. So etwas nennt man Brandschatzen und das ist KEIN Widerstand. Mit Gewalt schadet man anderen Menschen und zerstört man Ressourcen einer Gesellschaft. Letztendlich schadet man dabei sich selbst.
Widerstand heißt, den reibungslosen Verlauf eines gesellschaftlichen oder zwischenmenschlichen Vorgangs zu erschweren, so dass der Vorgang nur unter großem Aufwand stattfinden kann. Ziel des Widerstandes ist es, den Ablauf des betreffenden Vorgangs zu ändern oder diesen Vorgang zu ersetzen, so dass die gesellschaftliche Funktion dieses Vorgangs von einem anderen Vorgang übernommen wird. Widerstand kann auch zum Ziel haben, einen gesellschaftlichen Vorgang so weit zu verlangsamen, dass den betroffenen Menschen die Zeit bleibt, den Schaden, der durch den Vorgang verursacht wird, zu beheben.
Jeder gesellschaftliche Vorgang erfüllt, gesamtgesellschaftlich betrachtet, eine Funktion. Das gilt für Vorgänge wie das Erheben von Steuern, die Erstellung von Bebauungsplänen für Städte, für die Druckbehälterverordnung genau so wie für das Stattfinden eines Fußballspiels, fürs Fernsehen oder für den Konsum von Drogen.




Widerstand als Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft.
Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im Artikel 20 ist das Recht auf Widerstand verankert. Leider ist dieser Artikel einer der am meisten missverstandenen Artikel.
Das erste Missverständnis bezieht sich auf die Frage, wann Widerstand gerechtfertigt ist. Viele sagen, dass Widerstand erst dann gerechtfertigt ist, wenn das Militär oder die Polizei willkürlich Menschen ermorden. Laut Artikel 20 ist Widerstand erst dann zulässig, wenn andere Abhilfe gegen die Verletzung der Verstöße gegen das Grundgesetz nicht möglich ist. Es ist aber vielmehr so, dass bei allen Entscheidungen, die von staatlicher Stelle kommen und die gegen das Grundgesetz verstoßen, generell keine Diskussion zugelassen wird. Das Wort von staatlichen Stellen ist unumstößliches Gesetz und dagegen gibt es nur eine Abhilfe, nämlich Widerstand. Die Frage ist nur, wie der Widerstand aussieht.
Hier besteht das zweite große Missverständnis des Artikels 20: Widerstand heißt NICHT, den Gegner zu bezwingen. Widerstand heißt nicht, eine Behörde zu verklagen, so dass die Beamten vor Gericht auf die Knie fallen und um Entschuldigung bitten. Ich hatte es bereits vorher erwähnt: Widerstand heißt, einen gesellschaftlichen Vorgang zu erschweren, so dass die Funktion, die dieser Vorgang erfüllt, durch einen anderen Vorgang ersetzt wird. Das setzt als ersten Schritt aber voraus, dass die Funktion eines Vorgangs und die Auswirkungen im komplexen System der Gesellschaft verstanden wird. Der erste Schritt des Widerstandes heißt also, sich mit den Zusammenhängen, die den Vorgang betreffen zu befassen und diese zu verstehen.


Fortsetzung folgt ...



Von der Diktatur zur Demokratie