Techniker und Kaufleute

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Version vom 28. April 2013, 19:39 Uhr von Michael Klotsche (Diskussion | Beiträge) (Warum Techniker und Kaufleute nicht zusammenarbeiten können)

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Warum Techniker und Kaufleute nicht zusammenarbeiten können

  • Folgende Aussagen beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen, die ich über mehrere Jahre machen konnte.
  • Kaufleute denken in der Welt der Vereinbarungen und Zusagen. Für einen Kaufmann ist es wichtig zu wissen, wer verlässlich und termingerecht eine bestimmte Ware oder Dienstleistung zu einem vereinbarten Preis liefern kann. Ein Kaufmann ist abhängig davon, Lieferungen fristgerecht zu erhalten, damit er seine eigenen Zusagen einhalten kann. Verlässlichkeit ist die Basis für Geschäftsbeziehungen. Ob eine Zusage erfüllbar ist oder nicht und mit welchen Mitteln diese erfüllt wird, ist dabei erst einmal unwichtig. Anerkennung bekommt ein Kaufmann dann, wenn er sich an seine Zusagen erfüllt.
  • Techniker denken in der Welt der Experimente, Maschinen und Umwelteinflüsse. Für einen Techniker ist es wichtig zu wissen, welche Maschinen es gibt und was diese leisten können, denn nur dann, kann er Maschinen realisieren. Ein Techniker kann sich lediglich auf Experimente verlassen, die er reproduzieren kann. Anerkennung bekommt ein Techniker vor allem dann, wenn er Maschinen konstruiert, die funktionieren, wenn er die Experimente kennt, die seinen Arbeitsbereich betreffen und wenn er weiß, was technisch machbar ist und was nicht. Um dies zu erreichen, muss er stets die vorliegenden Fakten möglichst genau erfassen.
  • Aus diesem Grund ist es meiner Erfahrung nach wichtig, den kaufmännischen Bereich und den technischen Bereich streng voneinander zu trennen und auf keinen Fall Weisungsbefugnisse von einem Bereich ausgehend in den anderen zuzulassen. Fatal wirkt sich vor allem eine Abhängigkeit der Techniker von den Kaufleuten aus, was meist dazu führt, dass Techniker völlig überarbeitet oder im Dauerstreik sind, weil sie damit beschäftigt sind, die oft realitätsfremden Zusagen der Kaufleute zu erfüllen. Wenn die Techniker die von den Kaufleuten geforderten Leistungen nicht mehr erfüllen können, werden sie aus der Firma herausgeworfen.



Betriebswirte als "Übermenschen"

  • Folgende Schilderung beruhen auf meine persönlichen Erfahrungen mit einem Betriebswirt. Dabei lag in dem konkreten Fall ein komplexes Problem vor, bei dem alle Systeme sich wechselseitig auf komplexe Weise beeinflussten. Veränderte man ein System, wirkte sich dies auf alle anderen Teilsysteme aus, die wiederum das ursprünglich veränderte System auf veränderte Weise beeinflussten. Die Ingenieure, die dieses Problem bearbeiteten wussten von der Komplexität der Aufgabenstellung.
  • Der Betriebswirt in dem Team reduzierte die Aufgabenstellung, die das vorliegende komplexe System von Zusammenhängen betrafen, auf wenige schnell erkennbare Fakten und traf innerhalb weniger Minuten elegant und in sich schlüssige Entscheidungen und sagte den Ingenieuren in wenigen klaren Sätzen, wie die Aufgabenstellung gelöst werden kann.
  • Die Ingenieure waren verlegen und schämten sich, weil der Betriebswirt innerhalb von Minuten in sich schlüssige Entscheidungen über komplexe Systeme traf, die die Ingenieure evtl. erst in tagelanger Arbeit hätten treffen können.
  • Die Entscheidungen des Betriebswirtes waren zwar in sich schlüssig, aber sie waren Fehlentscheidungen, weil sie die komplexen Zusammenhänge nicht berücksichtigten. Die Ingenieure bügelten die durch die Fehlentscheidungen auftretenden Probleme unter enormen Anstrengungen mit viel Fleiß und Können aus, wodurch das Ziel erreicht wurde.
  • Der Betriebswirt sah, dass die Aufgabenstellung gelöst wurde und führte den Erfolg auf seine Entscheidungen zurück, was er den Ingenieuren auch mitteilte.
  • Die Ingenieure waren beeindruckt von der "Weitsicht" des Betriebswirtes und von seiner Fähigkeit, die notwendigen Entscheidungen innerhalb von Minuten treffen zu können, wofür Ingenieure Tage oder gar Wochen brauchen und hielten den Betriebswirt für einen Übermenschen. Die Ingenieure sahen nicht, dass es ihre enorme Anstrengung war, die den Erfolg herbeigeführt hatte. Für sie war die anstrengende, kaum machbare Arbeit normal.
  • Die Schlussfolgerung, die ich daraus ziehe ist, Betriebswirte konsequent aus Projekten heraus zu halten und die Entscheidungen bezüglich komplexer Systeme erst nach reiflicher Überlegung, basierend auf der Erkenntnis aus Experimenten auf vorsichtige Weise zu fällen, so dass möglichst wenig Fehler ausgebügelt werden müssen. So macht der Ingenieursberuf mehr spaß.