Leitfaden für freie Technologien

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Hintergrund zu diesem Artikel

  • Die Diskussion im Blog classless Kulla hat gezeigt, dass sich die Frage nach einer Freie Technologie Lizenz (FTL) nicht so einfach beantworten lässt, da es in der Realen Welt unendlich viel mehr Aspekte der Monopolisierung von Technologie bieten als in der Virtuellen Welt. Mein Anliegen ist es, Technologie den Menschen zugänglich zu machen. Das gilt vor allem für die Technologien die Lebensgrundlagen erschaffen, aber auch für Technologien, die uns durch Missbrauch massiv schaden können. Es ist wichtig, dass Technologien im Allgemeinen von einer breiten Öffentlichkeit verstanden werden, damit sich die Macht, die von Technologien ausgeht, nicht in die Hände weniger konzentrieren kann.
  • Vielleicht ist die Frage nach einer Freien Technologie Lizenz auch die falsche Frage? Eignet sich eine Lizenz wirklich, um eine Technologie frei zu machen oder muss das Problem auch in der Materiellen Welt angegangen werden?
  • Dieser Artikel soll Aspekte zusammen tragen, die beachtet werden sollten, wenn eine Technologie als freie Technologie konzipiert werden soll. Erfinder und Ingenieure bestimmen durch die Art und Weise, wie sie Technik konstruieren wesentlich, wie diese Technik in den nächsten Jahrzehnten oder Jahrhunderten verwendet wird. Deshalb ist schon bei der Konstruktion von Technik darauf zu achten, dass sich eine Technologie nicht gut dafür eignet, ein Instrument der Macht zu sein.
  • Eine Maschine bedingt durch ihre Eigenschaften die Art ihrer Nutzung. Ein treffender Begriff dafür, den ich mal gehört habe, heißt "Imperativ der Maschine". Ein Auto z.B., das 250 km/h fahren kann, wird sehr wahrscheinlich irgend wann einmal dazu genutzt, um 250 km/h zu fahren. Dies sollte bei der Konstruktion einer Maschine immer bedacht werden.
  • Philosophische Anmerkung: Technik sollte so konstruiert sein, dass sie ein "Instrument der kleinen Macht" ist. Unter einem "Instrument der kleinen Macht" verstehe ich eine Technik, die sich dazu eignet, große Macht im kleinsten Bereich auszuüben aber sich zunehmend weniger zur Machtausübung eignet, je größer der Machtbereich wird. Ein Schweizer Taschenmesser oder ein Notebook wären Beispiele für eine solche Technik.
  • Technologie kann Menschen auch abhängig machen. Wenn zum Beispiel Ingenieure irgendwo in einem trockenen, wenig technischen Teil der Welt einen Brunnen bauen und diesen mit modernster deutscher Technik ausstatten, sind die Menschen vor Ort in Zukunft abhängig von der Lieferung von Ersatzteilen. Selbst wenn der Brunnen wartungsfrei wäre, könnte ein lokaler Machthaber diesen Brunnen in Besitz nehmen und auf der Abhängigkeit der Menschen vom Wasser des Brunnens Macht ausüben. Ein solches Szenario wäre eine Katastrophe für die Menschen vor Ort und kann durch die Verwendung einer freien Technologie vermieden werden. Dieses hypothetische Beispiel zeigt, das eine freie Technologie für jeden Menschen anders aussehen kann, je nach dem, welche Möglichkeiten er in seinem Umfeld hat.


Bedingungen für eine freie Technologie

Hintergrund

  • Die folgenden Bedingungen sollen als eine Art Checkliste helfen, mögliche Arten der Monopolisierung von Technik zu berücksichtigen und der Monopolisierung so zuvor zu kommen.
  • Free Technology Guide- Ich habe hier versucht, so gut ich es konnte, die einzelnen Punkte ins Englische zu übertragen, um sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


1. Rechtliche Bedingungen

  • Die Technologie wurde publiziert und ist dem Fachpublikum sowie der Öffentlichkeit zugänglich. Dies ist z.B. dank der großen Suchmaschinen mit der Veröffentlichung im Internet der Fall. Allerdings gibt es speziell in Deutschland Hürden, Gerichtsurteile, die trotz anders lautender Gesetzeslage die Veröffentlichung im Internet als nicht ausreichend betrachten. Quelle: Keimform.de
  • Es existieren keine Schutzrechte, die ein Monopol auf folgende Dinge erlauben:
    • das Eigentum an der Technologie
    • die Nutzung der Technologie
    • die Technische Umgebung der Technologie. z.B. Messgeräte, deren Steuerprogramme, die nur auf bestimmten Betriebssystemen funktionsfähig sind
    • Ersatzteile und Zubehör
    • die Rohstoffe für die Technologie
    • die Weiterentwicklung der Technologie
    • die Fortentwicklungen der Technologien erlauben (kein Copy Left Prinzip, da dieses ein solches Schutzrecht voraussetzt. Fällt das erste Schutzrecht, fallen alle anderen wie Dominosteine mit.)
    • die Verbreitung der Technologie
    • die technische Dokumentation der Technologie
    • die Publikation der Technologie
    • das Studium der Technologie
    • die Verwendung der Technologie und der Maschinen
    • das Recycling und der Recycling Technologien für nicht mehr benötigte Maschinen
    • den Handel mit den Maschinen
    • die mit den Maschinen hergestellten Produkte
    • die Fachkräfte der Technologie
    • die Berufsausübung bezüglich der Nutzung, Herstellung und Instandhaltung der Technologie
    • die allgemein üblichen Standards und Normen für Bestandteile der Technologie
    • die Technologie der Schnittstellen zu anderen Technologien
  • Der Betreiber der Technologie ist unabhängig oder rechtlich abgesichert genug, dass er die Machtansprüche anderer gegen ihn ignorieren kann
  • Der Namen der Erfinder und der Quellen werden in den Publikationen der Technologie und derer Weiterentwicklung genannt
  • Die Technische Dokumentation ist unter der CC-Lizenz oder einer ähnlichen Lizenz veröffentlicht
  • Eine Machbarkeitsstudie ist unter der CC-Lizenz oder einer ähnlichen Lizenz veröffentlicht.
  • Die Dokumentationen der Experimente, die für das Verständnis der Technologie sowie für die Erarbeitung von Anwendungsrichtlinien wesentlich sind, müssen in der Muttersprache der Anwender frei zugänglich sein.
  • Die Dokumentationen und Dokumente der Richtlinien, die die freie Technologie betreffen, müssen frei zugänglich sein.


2. Physische Bedingungen

  • Der Anwender kann die Maschinen selbst betreiben und instandhalten.
  • Die notwendigen Rohstoffe für den Betrieb und die Instandhaltung der Maschinen sind verfügbar.
  • Die Ersatzteile können in der Wirtschaftsregion des Betreibers hergestellt werden.
  • Die Technologie kann durch Fachleute aus der Wirtschaftsregion des Betreibers verstanden werden.
  • Es existiert eine transparente technische Dokumentation und eine Machbarkeitsstudie der Technologie, die öffentlich zugänglich ist.
  • Es existiert eine transparente technische Dokumentation und eine Machbarkeitsstudie der Technologie, die in der Muttersprache des Betreibers zugänglich ist.
  • Die Recycling-Infrastruktur ist in der Wirtschaftsregion verfügbar.
  • Die Technologie erschafft Lebensgrundlagen.
  • Die Technologie kann heimlich genutzt werden bzw. die Nutzung ist schwer nachweisbar.
  • Die Technologie erschafft bereits im Prototypenstadium genug Lebensgrundlagen, um ihre Kosten zu decken.
  • Die Technologie kann im laufenden Betrieb bei einem Pilotkunden weiterentwickelt und optimiert werden.
  • Die Technologie ist so konstruiert, dass eine Nicht-Ausschließbarkeit eintritt.
  • Der Betreiber der Technologie ist materiell unabhängig und materiell in der Lage, eigene Forderungen durchzusetzen, so dass er die Machtansprüche anderer gegen ihn ignorieren kann.
  • Die Technologie ist so konstruiert, dass eine Nicht-Rivalität eintritt. Ein Weg dahin könnte durch Cradle to Cradle erreicht werden.
  • Die Technologie darf keine Ewigkeitskosten verursachen.
  • Die Nebenprodukte der Technologie müssen für die Wirtschaftsregion des Betreibers von Nutzen sein und dürfen sich nicht irgendwo als Müll anreichern.
  • Die Technologie kann mit den Ressourcen vor Ort leicht kopiert werden.
  • Die Technologie kann in die Energie- und Stoffkreisläufe der Region integriert werden.
  • Die Technologie wird von dem regionalen technischen und sozialen Netzwerk gut aufgenommen und in dieses Netzwerk eingegliedert.
  • Die Technologie ist so konstruiert, dass sie von Einzelpersonen oder kleinen Unternehmen hergestellt und genutzt werden kann.
  • Die Maschinen und Werkzeuge für die Realisierung der Technologie sind leicht für jedermann zugänglich.


Die Aufgabe des Patentamtes zur Förderung von freien Technologien

  • Die Publikation von Gebrauchsmustern ist eine sehr kostengünstige und unkomplizierte, jedem zugängliche, gesetzlich unterstützte Möglichkeit, wissenschaftliche Arbeiten unter der CC-Lizenz zu publizieren. Bei der Einreichung eines Gebrauchsmusters wird dokumentiert, wer das Gebrauchsmuster eingereicht hat, wann und was darin steht. Das kann z.B. nützlich sein, im eine CC-Lizenz mit den Attributen by-sa durchzusetzen.
  • Vorgehensweise:
    • Als erstes wird eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit verfasst.
    • Danach werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit in Form einer konkreten technischen Anwendung als Gebrauchsmuster beim Patentamt eingereicht.
    • Die umfangreiche wissenschaftliche Arbeit wird dann auf einer eigenen Homepage irgendwo im Dschungel des Internets publiziert. Das Gebrauchsmuster sollte die wesentlichen Punkte der wissenschaftlichen Arbeit beinhalten und sich auf diese beziehen.
    • Das Gebrauchsmuster wird dann der Öffentlichkeit zur freien Nutzung zugänglich gemacht.
  • Die Datenbanken des Patentamtes sind voll von Patent- und Gebrauchsmusterschriften, die älter als 20 Jahre sind. Diese Patente sind laut §16 PatG, Art. 63 (1) abgelaufen und somit frei nutzbar. Diese Technologien sind in den Patenten zum Teil sehr gut beschrieben. Diese Patente beschreiben freie Technologien. Ich kann es jedem nur empfehlen, mal in den Datenbanken des Patentamtes zu recherchieren. All die Technologien, die uns 1991 zu Verfügung standen, sind im Prinzip freie Technologien. Diese Technologien eröffnen einen gewaltigen Raum an Möglichkeiten.
  • Die Bibliotheken der Universitäten quellen geradezu über mit Büchern, die Technologien beschreiben und älter als 20 Jahre sind. Auch die Technologien, die in diesem Büchern beschrieben werden, sind freie Technologien. Vieles was in diesen Büchern steht, setzt so manches Patent außer Kraft, dass heutzutage angemeldet wird.


Weblinks