Existenzgründung
Inhaltsverzeichnis
Der Mythos der Ideensuche
- Unternehmensgründung hat meiner Erfahrung nach nichts mit der Suche nach einer Idee zu tun! Ideen sind keine Geschäftsgrundlage.
- Das Wort "Geschäftsidee" ist irreführend. Eine Geschäftsidee ist vergleichbar mit einer Strategie, die man sich zurecht legt, um beim Würfelspiel mit einem Würfel die richtige Zahl zu erraten.
- Eine Geschäftsidee zu suchen um damit ein Unternehmen zu Gründen ist die falsche Herangehensweise an die Existenzgründung. So manche Unternehmer, die mit ihrer Geschäftsidee Erfolgreich waren sind bei näherem Hinsehen lediglich die Unternehmer, die durch den Zufall der richtigen Idee zur richtigen Zeit erfolgreich wurden. Das Heer der nicht erfolgreichen Geschäftsideen wird hierbei übersehen.
- Das Ziel einer Unternehmensgründung ist nicht die Gründung eines Unternehmens sondern die Eingliederung eines Unternehmens in bestehende Energie- und Stoffkreisläufe. Das hört sich banal an, aber man bedenke worin der Zweck der Wirtschaft wirklich besteht. Menschen müssen Essen, Wohnen, Schlafen brauchen Kleidung, müssen sich bewegen können, müssen gesund bleiben. Dabei ist die physioökonomische Betrachtung der Wirtschaft wesentlich, das heißt, die Betrachtung der Wirtschaft, losgelöst vom Geld.
- Eine Unternehmensgründung, das nicht direkt oder indirekt die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt, ist immer als Glückspiel zu betrachten.
Der Mythos der Finanzierung - Finger weg vom Geld
- Alle Vorhaben benötigen in unserer Gesellschaft Geld. Gerade Existenzgründer haben meist wenig Geld und greifen nach jedem Strohhalm, sobald ein möglicher Geldgeber auftaucht. Sie richten all ihre Aufmerksamkeit auf den Geldgeber, genau so wie ein Hund den Blick auf die Hand seines Herrchens fixiert, in der sich ein Leckerli befindet.
- Im Lauf der Jahre habe ich erkennen müssen, dass in Bezug auf Geldgebern größte Vorschicht geboten ist, da Geldgeber, vor allem dann, wenn sie keine Techniker sind, völlig anders denken als Technker. Ich habe dieses Phänomen und die daraus resulierenden folgen in dem Artikel " Techniker und Kaufleute" beschrieben. Über kurz oder Lang führt die unterschiedliche Denkweise beider Parteien zu enttäuschten Erwartungen und unlösbaren Konflikten.
- Wenn ein Unternehmer Geld benötigt, um ein Unternehmen zu gründen, dann nur deshalb, weil er in Not ist. ansonsten bräuchte er kein Geld. Geldgeber wollen aber nicht hören, wenn ein Unternehmer in Not ist. Dies ist ein nicht lösbares Problem, auf das man keine Zeit verschwenden sollte.
- Finger weg von Risikokapitalgebern, Finanzberatern, Business-Angels und wie sie alle heißen. Die einzige Zeit, die man mit diesen Leuten verschwenden sollte ist die Zeit, um sich von ihnen zu verabschieden. Wenn solche Leute vom großen Geld schwafeln und vorgeben dass die Finanzierung kein Problem ist, kann man die das Gespräch dort beenden. Das sind Personengruppen, die man in einen Topf werfen kann. Das hört sich vielleicht gemein an, aber es ist meine Erfahrung.
- Hier möchte ich noch einen Sachverhalt anbringen der verdeutlicht, warum echte Innovationen im Regelfall nur von den Unternehmern selbst finanziert werden können. Angenommen vier Ingenieure entwickeln ein neues Produkt und brauchen ein Jahr, bis es verkaufsfähig ist. Bei einem Jahresgehalt von 40.000 € pro Ingenieur, wären dafür also 120.000 € notwendig. Hinzu kämen noch die Materialkosten. So viel Geld haben Investoren im Allgemeinen nicht übrig. Für Ingenieure ist es allerdings kein all zu großes Problem, mit solchen Beträgen in Vorleistung zu gehen. Das Einkommen zur Existenzsicherung für diesen Zeitraum bekommt ein Ingenieur auf jeden Fall, entweder über Aufträge oder über die Sozialsysteme.
- Wenn es ein Unternehmer, wenn er sich weit genug verbogen hat schafft, einen Kredit oder Finanzkapital von Investoren zu bekommen kann er nicht mehr frei entscheiden. Entscheiden wird letztendlich der Geldgeber, auch wenn er nicht die Fachkompetenz für die Entscheidung haben sollte. Wenn jemand 20.000 € in ein Unternehemen investiert, wird er Wirtschaftswissenschaftler, Projektmanager, Lebensberater und Ingenieur in einer Person. Das habe ich schon oft genug erleben müssen. Was dabei heraus kommt ist, dass solche Projekte gegen die Wand fahren.
- Kurz gesagt läuft die Sache darauf hinaus, dass ein Existenzgründer sein Unternehmen im Wesentlichen selbst finanzieren muss und deshalb am besten mit kleinen Projekten anfängt. Bis das eigene Unternehmensnetzwerk steht und die Gesellschaft das Unternehmen integriert hat, vergehen erfahrungsgemäß 1 bis 2 Jahre.
- Die Methode, die sich in den letzten Jahren am besten bewährt hat, ist die Methode "Kopf schlägt Kapital" von Prof. Günter Faltin. Die Grundlage dieser Methode ist, dass ein neues Produkt fast vollständig aus standardisierten Bauteilen und Dienstleistungen zusammengesetzt wird, die ohne großen Aufwand eingekauft werden können. Das Geld wird dann über Vorkasse von den Kunden gesammelt und damit werden dann die Bauteile und die nötigen Dienstleistungen eingekauft. Die eigentliche Arbeit des Unternehmers ist hier die Entwicklung der Geschäftsidee oder des Produkts. Sehr wichtig ist hier, dass das Produkt nur so komplex ist, dass die Entwicklung durch die Unternehmer auch gestemmt werden kann.
Unternehmensgründung
Der Zweck eines Unternehmens ist, Lebensgrundlagen zu erschaffen und diese in die Gesellschaft zu integrieren. |
- Eine Unternehmensgründung kann in folgenden Schritten erfolgen:
- Lage der Branche erkunden
- Sachverhalte der Branche kennenlernen
- Anderen Menschen zuhören.
- Die Informationen zur Lage muss allen beteiligten mitgeteilt werden und allen beteiligten zugänglich sein.
- Eigene Lage erkunden
- Sich über die eigenen Ziele und Erwartungen im Klaren werden.
- Die eigenen Fähigkeiten kennen lernen.
- Die Informationen zur Lage muss allen beteiligten mitgeteilt werden und allen beteiligten zugänglich sein.
- Eine eigene Homepage hilft dabei, einerseits die eigenen Gedanken zu ordnen und andererseits der Gesellschaft, das Unternehmen in das soziale Netzwerk zu integrieren.
- Möglichkeiten aus der Lageerkundung ermitteln.
- Aus der Kenntnis der Lage ergeben sich bereits einige Handlungs- und Geschäftsmöglichkeiten.
- Wichtig ist dabei stets, Ressourcen zu schaffen und diese in die Gesellschaft zu integrieren.
- Kenntnisse und Erfahrungen aus anderen Branchen, sowie auch kreative Einfälle eröffnen zusätzliche Handlungsmöglichkeiten.
- Unternehmensstruktur organisieren
- Als erstes muss das Unternehmen organisiert werden. Ein Unternehmen dezentral zu organisieren bedeutet weniger Stress für alle beteiligten.
- Die Software OpenBien kann hier sehr hilfreich sein.
- Die Arbeitsgebiete und die dafür zuständige Personen müssen festgelegt werden. Für jede Aufgabe muss eine Person zuständig sein. Es dürfen nicht mehrere Aufgaben auf eine Person fallen. Eine Doppelbesetzung der Zuständigkeit für ein Aufgabengebiet muss unbedingt vermieden werden, da sonst Konflikte vorprogrammiert sind.
- Die Unternehmensform festlegen und formal gründen.
- Es macht keinen Sinn, möglichst viele Visitenkarten zu sammeln. Wichtig ist vielmehr, die wenigen Beziehungen, die man selbst hat, zu pflegen und anderen Menschen transparent die eigenen Handlungsabsichten mitzuteilen.
- Infrastruktur und Ressourcen schaffen
- Erst wenn Leute da sind, die Dinge tun können, entsteht ein lebendiges Unternehmen.
- Durch Produktionsmittel im Allgemeinen wird ein Unternehmen erst handlungsfähig. Deswegen müssen Werkzeuge und Messgeräte beschafft werden.
- Meiner Erfahrung nach ist es sinnvoll, von vornherein die Maschinen und Werkzeuge zu besorgen, mit denen kleine Bauteile selbst gefertigt werden können. Gerade in der Produktentwicklung sind Wartezeiten die größte Gefahr. In der Praxis hat es sich als nützlich erwiesen, direkten Zugriff auf eine eigene Dreh- und Fräsmaschine und eine kleine Hobby-Werkstatt zu haben.
- Beziehungen zu Kooperationspartnern und Lieferanten müssen möglichst früh aufgebaut werden.
- Es muss von vornherein eine Informations- und Kommunikationsstruktur aufgebaut werden. Dazu zählen Datenbanken bzgl. Stücklisten, Lieferanten, Projekten etc.
- Wirtschaftliche Tätigkeit aufnehmen.
- Sobald die notwendigen Ressourcen geschaffen wurden, kann die wirtschaftliche Tätigkeit beginnen.
- Gewinne werden vor allem am Anfang in das unternehmen investiert, um neue Ressourcen schaffen zu können und den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern.
- Soll ein Unternehmen gegründet werden, dass alle beteiligten ernähren kann, so müssen am Anfang selbstverstärkende Regelkreise in Gang gesetzt werden, die zu exponentiellem Wachstum führen, damit das Unternehmen so lange wachsen kann, bis es tragfähig ist. Wenn das Unternehmen die gewünschte Größe erreicht hat, müssen selbstschwächende Regelkreise installiert werden, damit das exponentielle Wachstum aufhört.
- Lage der Branche erkunden
- Bei der Erweiterung der eigenen Fähigkeiten tauchen mit der Zeit Aufgabenfelder auf, die bearbeitet werden müssen und bei denen Lebensgrundlagen geschaffen werden können. Wenn Aufgabenfelder bekannt sind, lassen sich meist relativ leicht Projekte organisieren, in denen die Aufgaben bearbeitet werden und bei denen Erträge für alle beteiligten geschaffen werden. Auf diese Weise wird das Unternehmen geschäftstätig.
- Die besten Partnerunternehmen in Projekten sind die Unternehmen, die durch das Projekt eigene Ressourcen erschaffen können und eventuell ihr eigenes Geschäftsfeld ausdehnen können. Unternehmen, die durch das Projekt Konkurrenz zu den eigenen Produkten bekommen sind keine Partnerunternehmen.
- Die besten Projekte sind die Projekte, bei denen Lebensgrundlagen erschaffen werden und bei denen die Nutzer dieser Lebensgrundlagen auch deren Eigentümer sind.
- Ein Unternehmer, der ein Vorhaben realisieren will, muss seiner Umgebung Zeit geben, das vorhaben zu bemerken, zu verstehen und in den Alltag aufzunehmen.
- Ein Unternehmen muss in die Gesellschaft hineinwachsen und von dieser in das gesellschaftliche Netzwerk integriert werden. Dazu braucht die Gesellschaft meiner Erfahrung nach ca. zwei Jahre Zeit. Ein Unternehmen sollte von klein an wachsen und nicht mit Hilfe von großen Krediten aus dem Boden gestampft werden. Sonst kann es passieren, dass das Unternehmen an der Gesellschaft vorbei wächst.
- Die besten Investoren sind die Investoren, die Investitionen in Form von Arbeit und eigenen Produkten beisteuern. Unternehmen sollten grundsätzlich danach streben, auf Finanzkredite zu verzichten. Finanzdarlehen von Privatleuten sollten lediglich zur Vorfinanzierung einer konkreten Maschine in Anspruch genommen werden, die dann von einem Kunden gekauft wird. So kann bei Bezahlung der Maschine durch den Kunden das Darlehen schnell beglichen werden. Jeder Unternehmer sollte danach streben, selbst in die eigenen Projekte Arbeit zu investieren und sich diese in Form einer Teilhabe an den geschaffenen Ressourcen anrechnen lassen.
- Hier befindet sich ein Leitfaden zur Netzwerkbildung.
Kooperation und Verträge
- Vereinbarungen sind immer als kritisch zu betrachten und sollten deshalb nicht eingegangen werden.
- Die Kooperation wird am besten soziokratisch geregelt. Einige Aspekte zur Soziokratie finden sich in dem Artikel Soziokratische Entscheidungsfindung. Es gelten im groben folgende Regeln:
- Wer schweigt stimmt zu.
- Wer nicht zustimmt, verweigert die Zusammenarbeit.
- Soziokratie ist meiner Erfahrung nach in hohem Maße selbstregelnd und wesentlich wirksamer als jeder Vertrag.
Fallstricke bei der Unternehmensgründung
In diesem Absatz möchte ich zusammenfassen, welche Fehler ich als Unternehmer bereits gemacht und überstanden habe.
- Im Kapitel Projektmanagement sind viele Fallstricke und mögliche Lösungen aufgeführt.
- Die meisten Projekte werden von ihrer Komplexität und ihrem Schwierigkeitsgrad her unterschätzt! Deswegen ist es von Anfang an wichtig, lieber mehr Zeit in Berechnungen und Recherche zu investieren, anstatt ein zu großes Projekt anzufangen.
- Viele Produkte werden zu komplex gestaltet. Die Kunden bevorzugen im Allgemeinen aber das einfachere und günstigere Produkt von guter Qualität gegenüber dem Komplexen Produkt von mäßiger Qualität. Deswegen ist das KISS Prinzip anzuwenden (Keep It Simple Stupid).
Wenn ein Produkt komplex sein muss, packe es in eine Box, damit der Kunde es einfach bedienen kann.
- Für jedes Bauteil sollten immer mehrere mögliche Lieferanten vorhanden sein. Wenn ein Lieferant seine Zusagen nicht einhalten kann, dann ist das eigene Unternehmen nicht gleich ruiniert.
- Wenn ein Lieferant seine Zusagen nicht einhält, kann man mit dem Lieferanten sprechen und versuchen, ihm konstruktive Möglichkeiten zu geben, seine Zusagen einzuhalten oder ihm die Möglichkeit geben, mit möglichst wenig Schaden seine Zusagen zu korrigieren oder zurückzunehmen. Für die korrigierten Zusagen sollte aber unbedingt ein realistischer Liefertermin vereinbart werden. Wenn der Termin dann nicht eingehalten wird, muss man den Lieferanten ohne Ausnahme (!) durch einen anderen Lieferanten ersetzen.
- Bei wichtigen und komplexen Bauteilen ist es wichtig, dass der Lieferant seine Technologie auch beherrscht. Achte darauf, dass der Lieferant dazu genug Personal hat.
- Ein Bauteil, dass in höchstem Maße komplex ist, sollte nicht als ein einziges Modul in Deiner Maschine sein, sondern immer in mehrere unabhängige, weniger komplexe Module aufgeteilt werden. Lässt sich ein hoch komplexes Modul nicht vermeiden, sollte dieses Modul ein vielfach bewährtes Standardbauteil eines sehr großen Anbieters sein.
- Die Schnittstellen zwischen den Bauteilen sollten immer Norm-Schnittstellen sein und niemals herstellerspezifisch. Ansonsten ist man auf den Hersteller auf Gedeih und Verderb angewiesen.
- Für Aufträge, die eine erhebliche Investition benötigen, oder wo Subunternehmer beauftragt werden müssen, müssen diese Kosten durch eine Anzahlung abgedeckt sein.
- Kunden, die die Preise drücken, sind schlechte Kunden.
- Jegliche Art des Hinhaltens und Wartenlassens senkt die Vertrauenswürdigkeit von Geschäftspartnern und Kunden.
- Angebote dürfen niemals zu billig berechnet werden. Wenn einem Kunden der Preis zu hoch ist, dann muss eben der Umfang der Leistung auf das nötigste reduziert werden.
- Bei jeder Angebotsberechnung sollte immer ein Zuschlag von 30% unbekannter Leistungen berechnet werden. Bei Forschung und Entwicklung sollte der Zuschlag 100 % betragen. Hier sind einige Erfahrungswerte des Bearbeitungsaufwands von Projekten.
- Das Softwarepacket OpenBien hilft dabei, Projekte zu bewerten, den Aufwand abzuschätzen und Projekte zu organisieren.
- Es gibt eine Unternehmerfalle, die zur Selbstausbeutung führt. Wenn die Einnahmen so gering sind, so dass man davon nicht leben kann und nur sehr langsam pleite geht, erkennt man das daran, dass man meist so viel arbeiten mus, dass man die gesamte Arbeitszeit nur für den alltäglichen Betrieb braucht und keine Zeit hat, Ressourcen aufzubauen. Man kommt praktisch vor lauter Arbeit nicht mehr zum Arbeiten. In diesem Fall ist es sinnvoll, sofort die Flucht nach vorne anzutreten und das Alltagsgeschäft trotz der daraus folgenden Konsequenzen zu reduzieren, und mit aller Kraft die Ressourcen auszubauen. Je früher man damit anfängt, um so besser, denn je weiter die Zeit voranschreitet, desto nährer rückt die Pleite heran und desto weniger ist man in der Lage, Ressourcen aufzubauen.
- Warten ist das dümmste, was ein Unternehmer tun kann. Wartezeiten sind die größte Gefahr für ein Projekt. Bevor man auf andere wartet, dass sie etwas tun oder liefern, sollte man lieber selbst die Ressourcen aufbauen, um die Dinge zu tun oder Bauteile zu realisieren. Projekte scheitern meist daran, dass Leute, die wesentliche Aufgaben erfüllen sollten, den Arsch nicht hoch kriegen.
- Wenn ein Lieferant erst einige Wochen braucht um zu wissen, ob er etwas liefern kann oder nicht, dann finger weg von dem. Dieser Lieferant ist unter Umständen eine große Gefahr für das eigene Unternehmen, vor allem dann, wenn er wesentliche Bauteile liefern soll, ohne die gar nichts geht.
Die Methode der Selbstfinanzierung
Wenn Forschung und Entwicklung finanziell unabhängig wird, dann werden auch die Dinge erforscht und Entwickelt, die im Interesse der Menschen sind, die nicht über große finanzielle Mittel verfügen. Dies kann durch die Methode der Selbstfinanzierung erreicht werden.
Die Methode der Selbstfinanzierung beruht auf dem Grundsatz, dass ein neues Produkt bereits während seiner Entwicklungszeit von Anfang an in Form eines funktionierenden Prototypen Erträge erwirtschaftet. Die Vorgehensweise besteht darin, dass das neu entwickelte Produkt möglichst frühzeitig an in Form eines kleinen funktionierenden Prototypen realisiert wird. Ganz wichtig ist hier, dass der Prototyp klein genug ist, damit er nicht finanziell und technologisch außer Kontrolle gerät! Der Prototyp wird an einen Nutzer verkauft, der mit diesem Prototypen Erträge erwirtschaftet. Durch diese Erträge sind die Kosten des Prototypen gedeckt. Aus der Betriebserfahrung mit dem ersten Prototypen und dem intensiven Kundenservice kann ein nächstgrößerer funktionierender Prototyp entwickelt und realisiert werden, der wiederum Erträge liefert.
Auf diese Weise ist es möglich, mit minimalen Investitionen Produktentwicklung zu betreiben.
Das Vorbild der Methode der Selbstfinanzierung ist das Keimen von Saatgut. Ein Samenkorn besitzt in seinem Inneren meist Fett oder Stärke als Energieträger. Das Samenkorn enthält genug Energie, damit es keimen kann. Sobald die entstehende Pflanze die ersten grünen Blätter ins Licht der Sonne streckt, erzeugt sie die Energie, die sie zum Wachsen benötigt selbst.
Die Methode der Selbstfinanzierung wird nur dann möglich, wenn ganz zu Beginn ein Kunde gefunden wird, der einen funktionierenden Prototypen kauft. Ein Kunde wird einen solchen Prototypen nur dann kaufen, wenn er ihn auch gebrauchen kann. Der Kunde kann der Prototypen nur dann gebrauchen, wenn dieser auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Praxisnähe ist hier einer der wichtigsten Grundsätze. Auf diese Weise wird verhindert, dass Produkte entwickelt werden, die in der Praxis nicht gebraucht werden können.
Bei der Konstruktion des Prototypen ist unbedingt darauf zu achten, dass der Prototyp möglichst nicht in Integralbauweise gefertigt wird. Es ist am günstigsten, wenn der Prototyp aus vielen Modulen verschiedener Hersteller zusammengesetzt ist. Das ist enorm wichtig, falls ein Hersteller sich aus der Verantwortung für den Kundenservice verabschiedet. So bleibt immer die Option offen, das fragliche Modul durch ein Modul eines Konkurrenten zu ersetzen, ohne gleich den gesamten Prototypen zu gefährden. So wird das Risiko für den Kunden minimiert und die Verantwortung für den Kundenservice wird auf viele Schultern verteilt.
Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Erfahrungen gemacht. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Methode der Selbstfinanzierung die einzig richtige Mehtode ist. Folgende Erfahrungen führen mich zu dieser Aussage:
- Die Finanzierung über größere Mengen privatem Kapital von Förderern führt dazu, dass Ingenieure, weil sie dem Förderer keine Angst machen wollen, technisch notwendige Entscheidungen nicht treffen können. Solche Projekte scheitern meist.
- Die Finanzierung über Kreditinstitute ist ohnehin für innovative Gründungen ausgeschlossen. Gebt euch hier keine Mühe und konzentriert euch lieber auf euer Projekt. Außerdem sind Finanzberater meistens inkompetente Abzocker. Finger weg von solchen Leuten. Ich habe hier genug Lehrgeld bezahlt.
- Banken geben an innovative Unternehmen keine Kredite, solange nicht ein funktionierendes Produkt mit gewissen Verkaufszahlen vorliegen.
- Die einzigen Investoren, die wirklich gut sind, sind Kunden, die einen Prototypen bestellen oder Vorkasse zahlen. Kunden waren in der Vergangenheit die besten Investoren.